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...in Kürze mehr Impressionen.







Entwurfsgrafiken für den Umbau und die Erweiterung des Weingutes Bauer in Mülheim

Das Projekt befindet sich in der Realisierung.



Entwurf Vinothek



Die Diplomarbeit "Architektur und Wein - Neuplanung der Bischöflichen Weingüter in Trier" betreut durch Prof.Dr.Dipl.-Ing. Eckhardt und Prof.Dipl.-Ing. Hoechstetter, FH Trier.


Einige verkleinerte Auszüge aus Diplomarbeit von Architekt Marco Hoffmann vom Januar 2005:


Erdgeschossgrundriss mit Tufa-Erweiterung
und bestehender Bebauung
Ansicht Nord/Rahnenstrasse:
Eingang Hauptgebäude
Degustation im 2. UG, Innenraum-
visualisierung mit Blick auf die
nach innen transparenten Lagertürme



Hintergrund/Ausgangssituation:

 

Die Bischöflichen Weingüter in Trier zählen zu den größten Weinkellereien im renommierten Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer. Sie sind bekannt für Ihre ausgezeichneten Rieslingweine und eine jahrhundertealte Tradition im Weinbau.

Das bestehende Kellereigebäude der Bischöflichen Weingüter, ein geschlossener, rein funktional aufgefasster Sichtbetonbau aus dem Jahre 1967 im Stil eines Speditionsge-bäudes, vermittelt nichts von dem, was irgendwo mit Wein und dessen Herstellung verbunden wäre. Tatsächlich ist dieses Gebäude nur der minimale oberirdisch wahrnehmbare Teil einer verborgenen und faszinierenden Unterwelt von weitläufigen Weinkellern.

 

Die Hauptaufgabe bei der Neuplanung war, durch eine zeichenhafte Architektur, die einen Bezug zum Wein herstellt, die eigentliche Hauptsache, die im Verborgenen liegt, oberirdisch spürbar werden zu lassen. Selbstverständlich sollten alle Anforderungen, welche die moderne Weinherstellung und Vermarktung an ein Gebäude stellen, Berücksichtigung finden. Das bedeutete, dass neben den zusätzlich benötigten Weinlager- und Vergärungskapazitäten, auch entsprechende Kunden-, Verwaltungs- und Abfertigungsbereiche einzuplanen waren. Neben dieser Aufgabe sollte auch ein ganzheitlicher stadträumlicher Ansatz für das Umfeld mit einer Erweiterungslösung für das angrenzende Kultur- und Veranstaltungszentrum „Tuchfabrik“ gefunden werden. Um die äußerst unbefriedigende Parkplatzsituation zu verbessern, war zusätzlich eine Tiefgarage mit ca. 100 Stellplätzen in den Entwurf zu integrieren.

 

Entwurfsgedanken:

 

Die Produktion und der Vertrieb von Wein steht bei den Bischöflichen Weingütern im Vor-dergrund, was für eine Architektur ähnlich der eines Industriebetriebes sprechen würde.

Der Standort liegt jedoch nahe am historisch geprägten Stadtkern von Trier. Ausserdem soll der interessierte Besucher und Weinliebhaber von einer offenen und kundenorientierten Architektur empfangen werden. Neben dem Tagesgeschäft, dem Weinhandel, sollen dem Besucher Einblicke in die Weinherstellung, Führungen durch die labyrinthartigen alten Kelleranlagen, großzügige Degustationsbereiche und eine gediegene Gastronomie angeboten werden.

 

Als Schlüssel zur Lösung des Gesamtkonzeptes sollte sich die Auseinandersetzung mit den Prinzipien moderner Weinproduktion und –lagerung herausstellen. Das „grafity-flow“-Prinzip (die schonende Weinproduktion ohne jegliche Pumpen, fliessend, der Schwerkraft folgend) und eine intelligente Lösung für die Unterbringung des neuen Gär- und Lagervolumens von 800.000 Litern sollte ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs werden.

 

Die stadträumliche Situation am Standort, mit fehlenden durchgängigen Strukturen und einer Vielzahl von verschiedenen Nutzungen, sprach für eine eigenständige Architekturaussage, einen Solitär oder ein in sich schlüssiges Ensemble.                                                     

 

Das Konzept:

 

Der Entwurf sieht eine Bebauung des Grundstück mit drei Baukörpern vor.

Am Nordrand des L-förmigen Grundstücks, zur Hauptzufahrtsstrasse orientiert, liegt das neue Hauptgebäude der Bischöflichen Weingüter. Nur hier war der Anschluss an die alten Kelleranlagen, die sich von dort in Richtung Norden ausdehnen, möglich. Im südlichen Teil des Geländes wurde die Erweiterung des Kultur- und Veranstaltungszentrum in Form eines neuen grossen Saals vorgesehen. Als bindendes Glied zwischen Weingut und Veranstaltungsraum wurde ein dritter wesentlich kleinerer Baukörper mit einer Vinothek vorgesehen. Dieses Element trennt, im Zusammenspiel mit den umschliessenden Baukörpern einen Innenhofbereich für Aussengastronomie, vom Strassenraum, ab. Um die angrenzende Wohnbebauung (an der Gervasiusstrasse, links) nicht zu verschatten und eine schluchtartige Strassensituation zu vermeiden, liegt die Bebauung mit einem Abstand von 5 m zur Grenze. In diesem Bereich befindet sich eine Grünzone und die Zufahrt zur Tiefgarage.

 

Bei der Gestaltung  des neuen Kellereigebäudes werden vertraute Formen und Elemente aus der Weinkultur aufgegriffen und verarbeitet. Die drei Zylinder bzw. "Türme" in der Hauptfassade symbolisieren die drei ehemals eigenständigen Weingüter des Bistums, die einst zu den Bischöflichen Weingütern zusammengefasst wurden. Doch diese Türme sind weit mehr als Symbole für ehemalige Weingüter. Sie sind die prägenden Grundelemente des Gebäudes in welchen das gesamte Gär- und Lagervolumen in einzelnen Edelstahltanks seinen Platz findet und der Wein im „gravity-flow“ Verfahren von oben nach unten ausgebaut werden kann. Ein weiteres auffälliges Element in der Fassade des Gebäudes stellt der übergreifende Rahmen dar. Dieser Rahmen besitzt eine Aussenhaut aus großformatigen Naturschieferplatten. Er fasst die darunterliegenden Elemente zu einem Gesamtgebilde zusammen und bildet sowohl die Dachebene, wie auch die sehr geschlossenen Seitenteile des Gebäudes. Der Rahmen enthält in seinen Seiten (Sichtbetonflächen) alle erforderlichen Nebenräume und die notwendigen Fluchtreppen. Der Obergurt des Rahmens wird trans-parent ausgeführt um dem Betrachter einen Blick in die inneren Abläufe zu gestatten und eine übertriebene Schwere im Ausdruck zu vermeiden. In dem seitlich separierten Baukörper finden An- und Ablieferung statt. In dem geschlossenen Volumen (ebenfalls mit Schieferverkleidung) befinden sich ausserdem Hochregallager und Postversand.

 

Das Erdgeschoss des Kellereigebäudes lässt sich durch mehrere Zugänge betreten. Es wirkt wie eine Membran zwischen Strasse und Innenhof. Der empfundene Haupteingang liegt allerdings dort wo die Türme Platz gelassen haben und nur ein Turmstumpf aus dem Boden ragt, welcher dem Besucher einen Blick in die Tiefe der Kellerei, dem Zugang zu den alten Kelleranlagen, erlaubt. Die helle, sich über vier Geschosse streckende Eingangshalle dient als Forum, als Treffpunkt für Weininteressierte und als Ausgangspunkt für Führungen. Hier findet der Kunde einen Multivisionsraum mit Informationen rund um die Weinproduktion und einen Weinladen. Immer präsent in der Halle sind die massigen Lagertürme, welche mit korundgestrahlten VA-Blechen verkleidet sind. Ihnen gegenüber befinden sich eingestellte Blöcke, welche in den oberen Geschossen die Verwaltung beherbergen und durch Brücken (Laubengänge) miteinander verbunden sind. In den Untergeschossen findet der Besucher eine andere Welt. Helligkeit und Offenheit sind weitestgehend passé. Hier wird Wein gelagert und produziert. Tageslicht gelangt nur noch durch wenige Schlitze in die unteren Geschosse. Hier finden Degustationen statt, bekommt der Kunde einen Einblick in die Weinproduktion, beginnt die labyrinthartige Unterwelt, die jahrhundertealten Kelleranlagen….

 

Dem „gravity-flow“-Gedanken folgend befinden sich auf der tiefsten Ebene des Gebäudes, dem 3. Untergeschoss, die Abfüllanlagen und der Zugang zu den Lagertürmen. Von hier wird der Wein in Flaschen und auf Paletten wieder nach oben transportiert bzw. im angegliederten Hochregallager zwischengelagert.





Die Diplomarbeit ist im Internetportal www.baunetz.de im April 2005 als "Diplom der Woche" veröffentlicht worden.